Staffelrekord lässt alle jubeln

Sie pulverisierten den 30 Jahre alten Deutschen Rekord um 27 Hundertstel.

Schöner hätte die Olympia-Generalprobe nicht enden können: bei perfektem Sprintwetter sorgte das DLV-Quartett der Männer vor 1.400 Zuschauern für das Highlight beim Olympiatest in Weinheim. In 38,02s unterbot die Staffel den 30 Jahre alten deutschen Rekord um 27 Hundertstel. Zuvor hatte Julian Reus (TV Wattenscheid 01) bereits mit 10,09s über 100m für Furore gesorgt. Verena Sailer (MTG Mannheim) zauberte hervorragende 11,05s auf die nach Meinung von Moderator Andreas Möckel schnellste Bahn Deutschlands.

 38,29s über 4x100 Meter - an dieser Zeit haben sich die deutschen Sprinter jahrelang die Zähne ausgebissen. Der deutsche Rekord musste erst 30 Jahre alt werden - jetzt ist er Geschichte. Julian ReusTobias Unger (VfB Stuttgart), Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) und Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) unterboten diese Vorgabe deutlich: In 38,02s, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurden, zeigten sie sich gerüstet für die Olympischen Spiele in London (Großbritannien; 3. bis 12 August). Schneller als die Deutschen waren in diesem Jahr bisher nur die USA und Jamaika. In der selben Besetzung wie in Weinheim hatte das DLV-Quartett bei der EM in Helsinki (Finnland) bereits Silber geholt.

Julian Reus sprintet 10,09 Sekunden


Julian Reus nach seinem Fabellauf über 10,09sIm Einzelrennen gab es einen Paukenschlag: Julian Reus schien es selbst nicht fassen zu können, als für ihn sensationelle 10,09s gestoppt wurden. Damit schrammte der Wattenscheider um nur drei Hundertstel am Deutschen Rekord von Frank Emmelmann aus dem Jahre 1985 vorbei und ist der zweitschnellste Deutsche in der Geschichte. 
Bei nur leichtem Rückenwind (+ 0,7 m/sec) kam Reus schnell aus den Blöcken und lag bereits nach den ersten Metern in Front. „So ganz realisieren kann ich es selbst noch nicht. Für so einen Lauf muss einfach alles passen. Mit einer Zeit unter 10,20s hatte ich geliebäugelt, aber das ich so schnell laufen kann, überrascht mich selbst.“ Nun kann der Wattenscheider mit breiter Brust nach London reisen. In seinem Sog lief der Altmeister Tobias Unger (VfB Stuttgart) starke 10,20s

Im vorangegangen Zeitlauf hatte der aktuelle Deutsche Meister, Lucas Jakubczyk (SCC Berlin), gute 10,25s: „Ich habe mich heute gut gefühlt. Die Zeit ist absolut okay.“

Pfeilschnelle Verena Sailer


Für das zweite Einzel-Sprinthighlight des Tages sorgte die frischgebackene Staffel-Europameisterin Verena Sailer. In 11,05s zauberte die Mannheimerin eine persönliche Bestleistung auf die Weinheimer Bahn; schneller war eine Deutsche zuletzt 1995. Ungläubig wartete sie auf die offizielle Bestätigung, dann brach der Jubel aus ihr heraus und sie fiel ihrem Trainer Valerij Bauer um den Hals. „Das kam überraschend“, war Sailers erste Reaktion. Ob dies nun ihre Zielsetzung für die Olympischen Spiele verändert? „Nein. Ich möchte zum Saisonhöhepunkt meine beste Leistung anbieten. Vor allem müssen sich die Läufe gut anfühlen.“ Wenn das Gefühl stimmt sind die Läufe stets am schnellsten.
Das gute Gefühl beim Laufen ist zurück. Die 11-Sekunden-Schallmauer ist in greifbare Nähe gerückt. „Ich bin bereit für London und freue mich schon tierisch.“

Bestzeiten auch für Anne Cibis und Matthias Bühler

Auch für Anne Cibis (MTG Mannheim) war Weinheim eine gelungene Generalprobe. Sie lieferte Verena Sailer ein spannendes Rennen und steigerte sich auf starke 11,17s. Damit rückt sie auf den zweiten Rang der deutschen Bestenliste 2012. Diesen hatte bis dahin Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) inne gehabt, die in 11,31s erneut ihre gute Form unterstrich. 

Die 110m Hürden der MännerWie so oft, brauchte Matthias Bühler (LG Offenburg) einen zweiten Lauf, um so richtig in Fahrt zu kommen. Dann war er jedoch nicht mehr zu bremsen. 13,34s bedeuteten eine persönliche Bestzeit. “Ich bin endlich wieder verletzungsfrei. Eine Zeit um 13,30s habe ich mir heute vorgenommen. Jetzt ist das Olympia-Halbfinale Pflicht.“ Als Sieger seines Laufes stellte Hüdensprinter Alexander John (LAZ Leipzig) seine zwei Jahre alte Bestzeit von 13,35s ein. „Ich bin gut in Form und wollte das heute zeigen.“ Mit Prognosen für Olympia gibt er sich zurückhaltend. „Das waren heute natürlich ganz andere Bedingungen als sie in London sein werden.“ Das Halbfinale hat er dennoch fest ins Visier genommen. 

Cindy Roleder (LAZ Leipzig) dagegen stellte in 13,04s ihre gute Form unter Beweis. „Natürlich wäre ich gerne nochmals unter 13s gelaufen, aber ansonsten bin ich zufrieden. Bei Olympia will ich mich natürlich noch steigern. Wenn ich ins Halbfinale komme, werde ich aufs Ganze gehen und etwas riskieren.“

Auf ihrer Heimanlage steigerte sich die TSG-Athletin Diana Klukas im Weitsprung auf 5,84m.

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